Wenn die Entscheidung Jura zu studieren, erst einmal gefallen ist, stellt sich als nächstes die Frage, wo man sich diesem langen Studium stellen möchte. Gerade sehr ambitionierte angehende Studenten, die vielleicht sogar schon länger wissen, dass sie einmal in der juristischen Branche tätig werden möchten, suchen deshalb den Standort der Ausbildung bereits nach den besten Aussichten auf das beste Ergebnis aus.
Dann stellt sich schnell die Frage danach, was für Elite Universitäten es in Deutschland gibt. Aber was genau versteht man eigentlich unter dem Begriff Elite Universität?
Was genau sind eigentlich Elite Universitäten?
Grundsätzlich zählen zu den Elite Universitäten, diejenigen, die eine qualitativ besonders hochwertige Lehre haben. Zu unterscheiden sind diese, vor allem von den „besten Universitäten“, die zum Beispiel anhand des CHE-Hochschulrankings bewertet werden.
Hier zählen unter anderem auch Faktoren, wie:
- Studierbarkeit
- Betreuung durch den Lehrkörper
- Qualität der Examensvorbereitung
- allgemeines Studiengefühl
- Kosten der Ausbildung
Nicht alle diese Kriterien (für das CHE-Hochschulranking sind es insgesamt 20 Stück) sind aber auch geeignete Faktoren für die Elite unter den rechtswissenschaftlichen Fakultäten.
Welche Kriterien werden für Elite Universitäten herangezogen?
Für die Auswahl der Elite Universitäten werden hauptsächlich die leistungsbezogenen Kriterien herangezogen. Für Elite Universitäten im Jurastudium bedeutet das, vor allem die Examensnote am Ende ist ein ausschlaggebender Faktor. Das zeigt auch das Beispiel der Humboldt-Universität Berlin. Hier sind die Examensnoten im Jahr 2021/2022 mit die besten gewesen, die Universität wird aber trotzdem auf diversen Plattformen nicht aufgeführt, wenn es um die „besten“ Universitäten, obwohl die rechtswissenschaftliche Fakultät schon als eine Elite-Uni für Jura gilt.
Überschneidungen zwischen den „besten“ und den Elite Universitäten, gibt es allerdings viele. Zum einen, weil natürlich die leistungsbezogenen Faktoren auch miteinberechnet werden, wenn es um die „allgemein besten rechtswissenschaftlichen Fakultäten“ geht. Zum anderen, da beispielsweise die Betreuung durch den Lehrkörper oder auch die Qualität der Examensvorbereitung mit dem Erfolg im Staatsexamen eng verknüpft ist.
Welche sind die Elite Universitäten für Jura?
Die privaten Universitäten
Die Privatunis für Rechtswissenschaften, namentlich hier die Bucerius Law School und die EBS Law School, genießen ein relativ hohes Ansehen in Deutschland. Zwar wird keine dieser beiden Universitäten im internationalen Ranking (QS-World Ranking) aufgeführt, allerdings liegt das vor allem daran, dass hier vorrangig (zumindest unter den deutschen) die staatlichen Universitäten berücksichtigt werden.
Nicht nur, weil die Kandidaten regelmäßig mit überdurchschnittlich guten Noten von der BLS Hamburg und der EBS Universität kommen, sondern auch, weil viele schon vor dem Berufseinstieg gut vernetzt sind und teilweise auch etwas mehr wirtschaftliches Verständnis mitbringen, als einige Bewerber von staatlichen Universitäten. Den hohen Preis, den man hier bezahlt, zahlt man dementsprechend für eine relativ hohe Chance ein Prädikatsexamen zu schreiben und eine gutbetreute Ausbildung, die einen vielleicht etwas besser und ohne ganz so viel Eigeninitiative, auf das Berufsleben vorbereitet.
Die staatlichen Elite Universitäten
Egal nach welchen Kriterien man hier genau geht, kommt man an einigen der staatlichen Universitäten nicht vorbei. Diese Universitäten schnitten nicht nur in den ein bis zwei letzten Jahren gut ab, sondern lieferten im Durchschnitt über die letzten Jahre immer einen prozentual relativ hohen Anteil an „vollbefriedigenden“ Ergebnissen. Auch die wissenschaftliche Arbeit der Professoren (also beispielsweise die Zahl und Qualität der Veröffentlichungen) an diesen Universitäten ist durchweg hoch angesehen.
Genannt werden hier immer wieder die:
- Ludwig-Maximilian Universität München
- Humboldt-Universität zu Berlin
- Universität Heidelberg
- Universität Bayreuth
- Freie Universität Berlin
Je nachdem nach welchen Kriterien gesucht wird und in welchem Jahr beziehungsweise über welchen Zeitraum sich informiert wird, gibt es hier immer wieder abweichende Meinungen. Allerdings sind eben jene fünf Universitäten diejenigen, an denen man auf der Suche nach der Elite unter den rechtswissenschaftlichen Fakultäten, nicht vorbei kommt.
Im internationalen Bereich gibt es das QS-World Ranking, welches die Universitäten der ganzen Welt anhand von verschiedensten Faktoren bewertet. Neben beispielsweise den fünf großen Universitäten (Harvard, Oxford, Cambridge, Yale und Stanford) die jedes Jahr die besten Plätze belegen, haben es auch ein paar deutsche Unis unter die Top 100 der Welt geschafft.
Im Jahr 2022 werden hier folgende deutsche Universitäten aufgeführt:
- Die HU Berlin teilt sich mit der Universität in Hong Kong Platz 41,
- die LMU München teilt sich den 46. Platz mit der Universität in Rom,
- die Uni Heidelberg kommt mit zwei Universitäten in Madrid auf den 62. Platz und
- auch die FU Berlin schafft es auf Platz 89 unter die besten 100.
Im Jahr 2021 standen auf der Liste der deutschen Universitäten unter den Top 100 auch noch die Universität Hamburg und die Goethe-Universität Frankfurt.
Hier ist allerdings auch wieder zu erwähnen, dass dies ein Ranking der „besten“ Universitäten darstellt. Auch für dieses System sind nicht lediglich die akademischen Kriterien ausschlaggebend. Vielmehr zählen zu den ausgewerteten Faktoren auch Studienkultur, Innovation, Forschung, Engagement und viele weitere eher nicht-akademische Kriterien.
Was sind die Zugangskriterien?
Das Hauptzugangskriterium für die staatlichen Universitäten ist der NC. Für die LMU München und HU Berlin lagen diese NCs in den letzten Jahren im Durchschnitt bei ca. 1,7.
Für die BLS Hamburg und die EBS Universität gibt es jeweils eigene Bewerberverfahren.
Beide Universitäten richten sich ausdrücklich nicht nach der Durchschnittsnote des Hochschulabschlusses. Viel eher wird hier nach dem Bestehen eines Eingangstests eine Eignung zum Jurastudium festgestellt oder nicht. Neben einem persönlichen Teil des Bewerbungsverfahrens, umfassen die „Tests“ außerdem unter anderem Aufgaben
- zur Formulierung von Texten,
- zum Erkennen von logischen Zusammenhängen,
- zu Ansätzen von Falllösungskompetenzen und
- problemorientiertem Denken.
Die Studiengebühren belaufen sich bei der BLS Hamburg auf 4.900 € pro Trimester (alle drei Monate). Das 13. Semester ist beitragsfrei. Die Universität wirbt allerdings auch damit, dass Jurastudenten dieser Universität im Schnitt auch „nur“ 4 Jahre brauchen, was deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt.
Die EBS Universität wirbt mit einer Gesamtstudiengebühr von 61.740 € für ebenfalls acht Semester, in denen die Großzahl der Studenten dort das Jurastudium auch schafft.
Zum Vergleich
An den staatlichen Universitäten zahlt man eine Studiengebühr von ca. 100 € bis 400 € pro Semester (alle sechs Monate). Auch das ist je nach Studienstandort relativ unterschiedlich, hält sich aber im Gegensatz zu den Gebühren – ohne Stipendium – an den privaten Hochschulen, noch relativ im Rahmen.
Lohnt es sich an eine Elite Universität zu gehen?
Das kommt darauf an, was man erreichen möchte. Innerhalb Deutschlands ist es meist so, dass man, wenn man einen guten Abschluss von einer Universität mit nicht besonders viel Ansehen hat, eigentlich auch jeden Job bekommt, den man ausüben möchte. Insbesondere, wenn mit einem Prädikatsexamen noch weitere Zusatzqualifikationen, wie der LL.M. oder auch ein Doktor Titel gesammelt wird, stehen einem viele Türen offen.
An einer Elite Universität gibt es allerdings die Vorteile,
- dass die Wahrscheinlichkeit ein Prädikatsexamen zu machen teilweise deutlich höher ist, als an einigen anderen Universitäten (ca. 60 % vs. ca. 33 %),
- und dass einem zusätzlich durch den Namen der Universität und ein eventuelles Netzwerk dahinter, für den Berufseinstieg bereits einige Türen geöffnet werden.
Dazu sei allerdings gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit für ein gutes Examen nicht zuletzt an der Eigeninitiative hängt. Je nachdem wie viel man bereit ist in das Studium zu investieren, kann man auch an einer nicht hoch angesehenen Uni einen guten Abschluss machen, oder im schlechteren Fall an einer Elite Uni einen schlechten Abschluss machen. Je nachdem wie gut die Betreuung seitens des Lehrkörpers ist oder auch die Lehrmaterialien sind, wird es einem dieser Weg allerdings bis zu einem gewissen Grad erleichtert.
Der internationale Bereich
Gerade im internationalen Bereich kann es dann allerdings doch eine Rolle spielen. Wenn man also weiß, dass man später in einem anderen Land arbeiten möchte, sollte man sich vielleicht mal anschauen, ob auch eine international zumindest nicht unbekannte Universität in die engere Auswahl kommt.
Hier sind, zumindest bei den oben genannten zwar die privaten Universitäten nicht mitaufgelistet, auch diese können aber, durch ihr auch international sehr breit aufgestelltes Netzwerk, ebenfalls eine gute Wahl für jemanden sein, der auf Dauer im Ausland arbeiten möchte.
Ein nettes extra ist, dass in diesen Studiengebühren bereits die Kosten für einen Auslandaufenthalt an einer Partneruni enthalten sind. Zusätzlich macht man an der EBS während auf Staatsexamen studiert wird, nach drei Jahren einen Bachelor of Laws, womit man schonmal einen Abschluss mehr hat, als an den meisten anderen Universitäten. An beiden Universitäten gibt es außerdem ein breites Angebot von Zusatzzertifikaten, die Erworben werden können.
Alles in allem kann man sagen, dass es sich je nach Ziel schon lohnen kann, sich die Universität etwas ergebnisorientiert auszusuchen. Gleichzeitig ist die Auswahl einer Elite Universität auch kein Garant dafür, dass man das Studium mit einem Prädikatsexamen abschließt. Sind die Zugangsvoraussetzungen kein Problem und spricht auch kein örtlicher Faktor gegen die Bewerbung an einer der Elite Universitäten, kann man mit einem Studium dort keine schlechte Wahl treffen.
Weitere wichtige Themen rund um das Jurastudium findest du in unserem Karrieremagazin.
Dieser Artikel wurde am 19. Januar 2023 erstellt. Er wurde am 28. September 2024 aktualisiert. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.