Was ist die Examensvorbereitung?
Die Examensvorbereitung auf das erste juristische Staatsexamen ist die Endphase des universitären Teils des Jurastudiums. Anders als in anderen Studienfächern kann am Ende dieses Studiums sämtlicher Stoff aus allen Semestern abgefragt werden. Deshalb müssen jegliche Rechtsgebiete für das Examen wiederholt und gelernt werden.
Klausuren schreiben
Mit der wichtigste Teil der Examensvorbereitung ist das Schreiben der Klausuren. All das materielle Wissen nützt einem am Ende nichts, wenn man es nicht so gut wie irgendwie möglich in der Klausur zu Papier bringen kann.
Das größte Problem in praktisch allen gutachterlichen Klausuren im Studium ist die Zeit. Und genau für dieses Problem ist Routine die einzige Lösung. Sowohl eine Lösungsskizze, die für einen persönlich ideal zum endgültigen Ausformulieren ist, als auch das Ausformulieren selbst sollte am Ende so gut es geht perfektioniert sein und wie von alleine funktionieren. Alles andere nimmt zu viel Zeit in Anspruch und kann die Note am Ende enorm verschlechtern. Auch wenn es lästig ist und die fünfstündigen Klausuren viel Zeit in Anspruch nehmen, ist es also absolut keine Zeitverschwendung, sondern absolut essenziell. Die Routine und Anwendung des materiellen Rechts auf einen spezifischen Fall trainieren sowohl das Schreiben selbst, als auch die Falllösungskompetenz.
Worauf sollte man sich in der Examensvorbereitung fokussieren?
Neben dem Klausuren schreiben ist in der Examensvorbereitung vor allem eines wichtig:
Nicht den Überblick verlieren!
Der Stoff, der in der Examensklausur abgefragt werden kann, ist sehr breit gefächert. Deshalb ist es wichtig, sich vorher einen Überblick über den Stoff zu verschaffen und einmal alles zu strukturieren. Wie genau man den Stoff strukturiert, ist vom jeweiligen Lerntyp abhängig.
Was dabei hilft, ist aber das Fokussieren auf die Basics. Zusatzprobleme zu kennen und richtig wiedergeben zu können, ist zwar gut aber nicht für jedes einzelne Problem machbar. Gerade wenn am Ende die Zeit knapp wird, ist es umso wichtiger, dass die Basics sitzen. Auf Spezialprobleme wird man im Idealfall in der Klausur hingewiesen und kann sich mithilfe von Auslegung die Probleme herleiten und sie lösen. Sitzen die Basics allerdings nicht, hilft weder Spezialwissen noch das Kennen von irgendwelchen Problemgebieten.
Lerntechnik
Nicht jeder braucht sie, vielen hilft sie trotzdem. Eine Lerntechnik kann insbesondere in der langen Zeit der Examensvorbereitung von großem Vorteil sein. Selbst wer das Grund- und Hauptstudium ohne eine eigene Lerntechnik abgeschlossen hat, kann in der Examensvorbereitung mitunter Schwierigkeiten bekommen. Einfach aufgrund der Menge an Stoff und der langen Phase in der man so viel wie möglich behalten möchte, wird eine Lerntechnik für viele unentbehrlich. Darunter fallen nicht nur benannte Lerntechniken, wie die Pomodore-Technik, sondern beispielsweise auch ein eigenes Wiederholsystem
Beispiel: Pomodore-Technik
Diese ist mit Sicherheit eine der bekanntesten Techniken. Der Lernrhythmus wird dabei so ausgelegt, dass immer 25 Minuten gelernt und danach fünf Minuten Pause gemacht wird. Nach vier oder fünf von diesen Phasen kann dann eine längere Pause gemacht werden. Angedacht ist diese für ca. 20 – 25 Minuten, sie kann aber auch für das Mittagessen oder einen Nachmittagskaffee dienen. Diese Technik ist vor allem beim Auswendiglernen beziehungsweise Karteikarten wiederholen hilfreich, da es nicht wirklich einen „Endpunkt“ gibt.
Die Pausen spielen eine wichtige Rolle und sollten daher auch wirklich genutzt werden.
Grundsätzlich wird empfohlen sich kleine „Lernpakete“ zu machen. Gerade bei dem Ausmaß des Lernstoffes in der Examensvorbereitung wird das zwar nicht immer möglich sein, trotzdem kann man zumindest versuchen sich genau vorzunehmen was in einer Lernphase oder auch an einem Tag geschafft werden soll.
Aber was bringt die Pomodore-Technik jetzt eigentlich genau?
Die Technik wurde auf der Grundlage von Erkenntnissen über die Produktivität und Motivation von Menschen entwickelt. Teilerfolge helfen dabei, die Lernmotivation stetig zu halten. Zusätzlich wird durch die bestimmte Pauseneinteilung Prokrastination so gut es geht vermieden. Dabei ist vor allem die Zeitbegrenzung der Pause sehr wichtig.
Für das Hochhalten der Lernmotivation ist es aber essentiell wichtig, dass die Pausen auch wirklich gemacht werden. Auch wenn man sich am Anfang eines Lerntages denkt, dass vielleicht auch mal eine ausgelassen werden könnte, sollte man die Pause auf jeden Fall nutzen. Je anstrengender und länger die Phasen sind, umso schwieriger ist es auch die Lernmotivation für die nächste Phase aufzubauen.
Diese Technik soll natürlich NICHT für die Klausuren genutzt werden. Die fünfstündigen Klausuren sollen komplett ohne Ablenkung fünf Stunden durchgeschrieben werden. Nach 25 Minuten eine Pause einzulegen wird hier nicht möglich sein, da der Zeitdruck am Ende ohnehin zu groß sein wird.
In der Examensvorbereitung: Handy weg!
Vor allem in der Examensvorbereitung ist es unglaublich wichtig das Handy wegzupacken. Für die lange Phase der Examensvorbereitung braucht man viel Durchhaltevermögen und Konzentration. Dabei hilft beispielsweise die Pomodore-Technik.
Abläufe unterstützen das Gedächtnis enorm, insbesondere wenn sie erstmal routiniert sind. Jegliche Unterbrechungen sind dabei extrem schädlich. Gerade für das Auswendiglernen und Verstehen von Problemen ist es essentiell, sich wirklich nur auf diese eine Sache zu konzentrieren, damit das Gehirn Bestleistungen erbringen kann.
Mittlerweile gibt es unzählige Möglichkeiten das Handy, den Laptop oder das Tablet so einzustellen, dass nur Benachrichtigungen durchkommen, die wirklich wichtig sind.
Selbst wenn man das Handy also aus irgendwelchen Gründen nicht weglegen kann, gibt es Möglichkeiten, Ablenkung von dieser Seite weitestgehend zu vermeiden. Das gilt auch für Smartwatches.
Selbst wer meint, dass er trotz Handy neben sich lernen kann und nicht davon abgelenkt wird, sollte es mal ohne Handy versuchen. Gerade in der Lernphase für das Examen ist es einfach viel leichter und produktiver sich in der Lernzeit zu fokussieren und auch nichts anderes auf dem Tisch zu haben. Wenn man beispielsweise in der Bibliothek lernt ist es sehr erfrischend wenn die Pausen beinhalten, dass man einmal aufsteht und raus beziehungsweise zum Spint geht. Das Handy dort zu lassen ist dann eine gute Möglichkeit sicher zu stellen, dass man nicht abgelenkt ist.
Angst vor dem Staatsexamen
Wer kennt sie nicht. Die Angst vor dem durchfallen. Gerade zum Ende hin leiden viele Examenskandidaten unter hohem Stress. Das kommt vor allem daher, dass es im Jurastudium keinen Zwischenabschluss gibt. Für das Examen gibt es genau zwei Versuche. Wer beide davon nicht schafft steht ohne jegliche Art von Abschluss da. Das ist nach ca. viereinhalb Jahren nicht besonders schön, weswegen der Druck auf Examenskandidaten sowohl von außen als auch innen, immens sein kann.
Trotzdem schreiben oft die Kandidaten, die relativ entspannt an die Klausuren gehen die besten Noten.
In der Examensvorbereitung lernt man praktisch jeden Tag und das fast den ganzen Tag. Das kann schnell zu Demotivation führen. Dabei lernt man etwas am besten wenn man es versteht und verstehen tut man am schnellsten, was einen interessiert und woran man Freude hat. Diese Freude an Jura nimmt allerdings gerade in der Examensvorbereitung bei vielen stetig ab. Gerade die Durchfallquoten machen vielen Studierenden Angst.
Trotzdem sollte man von Zahlen oder anderen nicht abgeschreckt sein. Zum Ende hin, wenn man den wahrscheinlich höchsten rechtlichen Wissensstand erreicht hat, den man erreichen kann, erschließt sich einem am meisten und genau dann sollte Jura auch noch ein wenig Spaß machen.
Entspannung in der Examensvorbereitung
Auch die Entspannung darf in der Examensvorbereitung nicht fehlen. Insbesondere wegen des hohen Stresslevels ist der Ausgleich während der Examensvorbereitung extrem wichtig. Sport und Entspannungsübungen sind perfekt geeignet um sich vom anstrengenden Alltag während dieser Phase zu erholen.
Zur Erholung zählt auch das Zusammensein mit Freunden. Man kann und sollte nicht den ganzen Tag nur über Jura nachdenken, weshalb es hilft, sich mit Freunden zu treffen und auch einfach mal was anderes in den Kopf zu bekommen.
Das richtige Zeitmanagement in der Examensvorbereitung
Das Zeitmanagement ist in der Examensvorbereitung entscheidend. Gerade wie viel Zeit man für welchen Teil der Vorbereitung aufbringt, kann am Ende einen entscheidenden Unterschied machen. Je nachdem ob und wenn ja welches Repetitorium man besucht hat, bekommt man bereits einen Lernplan und Lerntipps für die Examensvorbereitung an die Hand. Wie viel Zeit jeder worauf verwenden sollte, ist allerdings sehr vom jeweiligen Lerntyp abhängig. Einige lernen besser, wenn sie sich bei einer Wiederholung mehr Zeit lassen, andere müssen einfach öfter wiederholen, brauchen dafür aber nicht so viel Zeit. Wichtig ist nur, dass man die Wiederholung nicht vernachlässigt (auch wenn es schwerfällt).
Sich dafür einen guten Plan zurechtzulegen, ist unerlässlich für nachhaltiges Lernen. Schon am Ende eines Lerntages, sollte man sich einmal durch den Kopf gehen lassen, was an dem Tag alles gelernt und verstanden wurde. So wird vermieden, dass man schon nach kurzer Zeit vieles vergessen hat. Wenn man es dann noch schafft, das an dem Tag Gelernte noch zweimal jeweils ein paar Tage später zu rekapitulieren, sollte es auch in Grundzügen im Langzeitgedächtnis angekommen sein.
Ende
Hat man sich all das einmal vor Augen geführt und für sich festgelegt, wie man seine Examensvorbereitung am besten gestalten kann, steht einer produktiven Examensvorbereitungsphase nichts mehr im Weg.
Dieser Artikel wurde am 30. September 2022 erstellt. Er wurde am 28. September 2024 aktualisiert. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.